Die Vorblüte ist eine der wichtigsten, aber am häufigsten unterschätzten Phasen im Lebenszyklus einer Cannabispflanze. In dieser kurzen Übergangszeit entscheidet sich nicht nur, welches Geschlecht Deine Pflanze hat, sondern auch, wie gut sie später in die eigentliche Blüte startet. Wer die Vorblüte richtig liest und begleitet, legt den Grundstein für gesunde Buds, stabile Pflanzenstruktur und einen stressfreien Grow.
Viele Anfänger übersehen diese Phase oder verwechseln sie mit der frühen Blüte. Dabei ist die Vorblüte eine eigenständige Entwicklungsstufe mit klaren biologischen Signalen – und mit konkreten Anforderungen an Licht, Nährstoffe und Training.
Die Vorblüte beschreibt den Übergang von der Wachstumsphase zur Blütephase. Botanisch gesehen beginnt die Pflanze in dieser Zeit, ihre Geschlechtsmerkmale auszubilden. Sie „entscheidet“, ob sie männlich, weiblich oder – seltener – zwittrig ist.
Wichtig: In der Vorblüte entstehen noch keine echten Blüten, sondern lediglich die ersten Vorboten davon. Die Pflanze wächst weiterhin, oft sogar sehr stark, verändert aber gleichzeitig ihren inneren Hormonhaushalt. Auxine, Gibberelline und Florigene verschieben sich – Wachstum wird langsam zugunsten der späteren Blütenbildung umprogrammiert.
Diese Phase dauert je nach Genetik und Anbaumethode 7 bis 21 Tage.
Der Beginn der Vorblüte hängt stark von der Art der Pflanze ab:
Photoperiodische Pflanzen (Indoor & Outdoor)
Bei klassischen Sorten startet die Vorblüte, sobald sich das Lichtverhältnis verändert:
Autoflowering Pflanzen
Autoflowers gehen zeitgesteuert in die Vorblüte – meist zwischen Woche 3 und 5, völlig unabhängig vom Lichtzyklus.
Ein typisches Zeichen: Die Pflanze wächst plötzlich schneller in die Höhe (Stretch), während sich an den Nodien erste feine Strukturen zeigen.
In der Vorblüte zeigt Cannabis sehr klare optische Hinweise. Entscheidend ist der Blick auf die Knotenpunkte (Nodien) – also dort, wo Seitentriebe aus dem Stamm wachsen.
Weibliche Vorblüte
Bei weiblichen Pflanzen erscheinen kleine kelchförmige Ansätze, aus denen zwei feine weiße Härchen (Pistillen) wachsen. Diese sind das sicherste Zeichen dafür, dass deine Pflanze später Blüten produzieren wird.
Männliche Vorblüte
Männliche Pflanzen entwickeln runde, glatte Kügelchen, die wie winzige Bällchen aussehen. Das sind Pollensäcke. Sie besitzen keine Härchen und hängen oft leicht vom Stiel ab.
Zwitteranzeichen
Zwitter zeigen beide Merkmale gleichzeitig oder entwickeln später männliche Blüten an weiblichen Pflanzen. Häufige Auslöser sind Stress, Lichtlecks oder genetische Instabilität.
Während der Vorblüte passiert im Inneren der Pflanze extrem viel. Cannabis stellt seinen Stoffwechsel um:
Der Fokus verschiebt sich von Blatt- und Triebwachstum hin zur Reproduktionsfähigkeit
Die Pflanze beginnt, Blütenhormone (Florigene) zu produzieren
Die Zellstruktur wird stabiler, um später schwere Buds tragen zu können
Der Stretch sorgt für mehr Abstand zwischen den Budsites
Das erklärt, warum falsche Eingriffe in dieser Phase (z. B. hartes Beschneiden) später Ertrag und Struktur kosten können.
Ein klassischer Fehler ist es, zu früh auf Blütedünger umzusteigen. In der Vorblüte braucht die Pflanze weiterhin:
ausreichend Stickstoff (N) für Wachstum
aber zunehmend Phosphor (P) für Blütenansätze
moderates Kalium (K) zur Zellstabilisierung
Ideal ist ein Übergangsdünger oder eine sanfte Reduktion von N zugunsten von P/K. Ein abrupter Wechsel kann Mangelerscheinungen oder Wachstumsstopp verursachen.
Parallel zur Behandlung sollte das Grow-Klima überprüft werden. Stagnierende Luft, hohe Luftfeuchtigkeit und dichte Pflanzenbestände begünstigen sowohl Schädlinge als auch Rußtau.
Eine verbesserte Luftzirkulation, etwas mehr Abstand zwischen den Pflanzen und ein stabiles Feuchtigkeitsniveau helfen, die Situation nachhaltig zu entschärfen. Indoor-Grows profitieren zusätzlich von regelmäßiger Blattkontrolle, insbesondere auf der Blattunterseite.
In der Cannabis-Vorblüte reagieren Pflanzen besonders sensibel auf ihre Umwelt. Während sie sich hormonell von Wachstum auf Blüte umstellen, können kleine Fehler bei Licht, Temperatur oder Luftfeuchtigkeit große Auswirkungen auf den späteren Verlauf haben. Genau deshalb ist die Vorblüte der Moment, in dem Feintuning wichtiger wird als grobe Einstellungen.
Licht: Stabilität schlägt Intensität
Indoor ist jetzt absolute Lichtdisziplin gefragt. Sobald der 12/12-Zyklus gestartet ist, darf es keine Lichtlecks mehr geben – selbst schwaches Streulicht kann die Pflanze irritieren und im schlimmsten Fall Zwittern auslösen. In der Vorblüte „prüft“ Cannabis sozusagen, ob die Bedingungen wirklich sicher genug für Fortpflanzung sind.
Die Lichtintensität darf hoch sein, sollte aber nicht weiter gesteigert werden. Zu starkes Licht in dieser Phase fördert unnötigen Stress und verstärkt den Stretch unkontrolliert. Gleichmäßige Ausleuchtung ist wichtiger als maximale PPFD-Werte.
Outdoor entscheidet vor allem der Standort: Pflanzen, die in der Vorblüte plötzlich viel Schatten bekommen, reagieren oft mit verzögerter oder ungleichmäßiger Blütenbildung. Wer im Garten oder auf dem Balkon anbaut, sollte jetzt nicht mehr umstellen.
Temperatur: Wachstum ohne Hitzestress
Optimal sind 22–26 °C tagsüber und ein leichter Drop in der Nacht. Zu große Temperaturschwankungen verwirren die hormonelle Steuerung der Pflanze. Besonders kritisch ist Hitze in Kombination mit starkem Licht – sie verstärkt den Stretch, ohne dass sich stabile Blütenansätze bilden.
Zu kühle Nächte (<18 °C) können ebenfalls problematisch sein, weil sie den Stoffwechsel verlangsamen und die Vorblüte unnötig in die Länge ziehen.
Luftfeuchtigkeit: Balance zwischen Wachstum & Prävention
In der Vorblüte liegt die ideale relative Luftfeuchtigkeit bei etwa 50–60 %. Das ist niedriger als in der Wachstumsphase, aber noch höher als in der späteren Blüte.
Zu hohe Luftfeuchtigkeit fördert schwache Zellstrukturen und erhöht das Risiko für Schimmelprobleme in der kommenden Blüte. Zu trockene Luft wiederum stresst die Pflanze und kann die Entwicklung der Vorblüten bremsen.
Gute Luftzirkulation ist jetzt Pflicht: Ein sanfter, gleichmäßiger Luftstrom stärkt die Stiele, verbessert den Gasaustausch und hilft der Pflanze, sich auf das kommende Bud-Gewicht vorzubereiten.
Fazit dieses Abschnitts
Die Vorblüte ist kein Zeitpunkt für Experimente, sondern für Konstanz. Wer jetzt Licht, Klima und Luft im Griff hat, sorgt dafür, dass die Pflanze ruhig, stabil und ohne Stress in die eigentliche Blüte übergeht. Viele Grower wundern sich später über schwache Buds oder Zwittern – die Ursache liegt fast immer genau hier, in einer schlecht gemanagten Vorblüte.
Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und möchte niemanden zum Konsum von CBD oder ähnlichen Produkten verleiten. Unsere Produkte sind ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke gedacht. Informiere dich vor dem Kauf stets über die aktuelle Gesetzeslage in deinem Land.