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Mikroskopaufnahme einer Breitmilbe auf Cannabispflanze – Cannabis und Breitmilben als unsichtbare Schädlinge im Grow

Cannabis Wurzeln beschneiden – Sinn, Technik, Risiken und Profi-Wissen

Geschrieben von: Katharina

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Lesezeit 6 min

Das Thema Wurzelschnitt bei Cannabis gehört zu den Techniken, die man selten offen diskutiert, obwohl sie seit Jahrzehnten im professionellen Pflanzenbau eingesetzt werden. Während Einsteiger oft glauben, jede gesunde Pflanze müsse möglichst viele Wurzeln haben, wissen erfahrene Grower: Nicht die Masse der Wurzeln ist entscheidend, sondern ihre Qualität, Struktur und Funktionalität.


Cannabis reagiert sensibel auf Eingriffe im Wurzelbereich. Gleichzeitig besitzt die Pflanze aber eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit, wenn man weiß, wann, wie und warum man eingreift. Genau hier setzt dieser Artikel an: Er erklärt nicht nur, ob man Cannabiswurzeln beschneiden sollte, sondern vor allem wann es sinnvoll ist, wann nicht – und wie man irreversible Schäden vermeidet.

Key Takeaways:


  • Wurzelschnitt ist kein Standard, sondern eine Spezialtechnik

  • Sinnvoll bei Rootbound und Mutterpflanzen

  • Niemals in der Blüte oder bei Autoflowers

  • Maximal 10–20 % der Wurzelmasse entfernen

  • Hygiene und Nachpflege sind entscheidend

  • Umtopfen ist meist die bessere Alternative

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Inhaltsverzeichnis

Die Rolle der Wurzeln im Cannabisanbau

Um Wurzelschnitt zu verstehen, muss man zunächst begreifen, welche Aufgaben das Wurzelsystem erfüllt. Cannabis bildet ein verzweigtes Netz aus Haupt- und Feinwurzeln. Während dickere Wurzeln primär für Stabilität und Transport zuständig sind, übernehmen Feinwurzeln und Wurzelhaare die eigentliche Arbeit: Wasseraufnahme, Nährstoffaufnahme, Kommunikation mit Mikroorganismen.


Ein gesundes Wurzelsystem:


  • reguliert den Wasserhaushalt

  • beeinflusst den Hormonhaushalt (Auxine, Cytokinine)

  • entscheidet über Wachstumsgeschwindigkeit

  • bestimmt Stressresistenz und Ertrag



Probleme im Wurzelbereich zeigen sich daher fast immer oberirdisch: langsames Wachstum, Mangelerscheinungen trotz korrekter Düngung, schlaffe Blätter oder instabile Pflanzen.


Was bedeutet „Wurzeln beschneiden“ bei Cannabis wirklich?

Beim Wurzelschnitt geht es nicht darum, wahllos Wurzeln abzutrennen. Gemeint ist ein gezielter, kontrollierter Eingriff, bei dem alte, verholzte oder kreisende Wurzelbereiche entfernt werden, um die Bildung neuer Feinwurzeln anzuregen.


Diese Technik stammt ursprünglich aus:


  • dem Bonsai-Anbau

  • dem professionellen Gemüsebau

  • der langfristigen Kultivierung von Mutterpflanzen



Bei Cannabis wird sie vor allem dann eingesetzt, wenn Pflanzen länger als üblich im selben Topf stehen, etwa bei:


  • Mutterpflanzen

  • begrenztem Platz (Stealth-Grow)

  • Rootbound-Problemen

  • Wiederbelebung gestresster Pflanzen



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Wann ist Wurzelschnitt sinnvoll?

Wurzelschnitt ist kein Standardwerkzeug, sondern eine gezielte Maßnahme für spezielle Situationen.



Rootbound – wenn der Topf zur Wachstumsbremse wird



Ein klassischer Anwendungsfall ist sogenannter Rootbound. Dabei haben die Wurzeln den gesamten Topf durchzogen und beginnen, sich spiralförmig an den Topfwänden entlangzudrehen. In diesem Zustand bildet die Pflanze kaum neue Feinwurzeln, obwohl sie äußerlich noch gesund wirken kann.


Typische Anzeichen:


  • sehr schnelles Austrocknen

  • stagnierendes Wachstum

  • schwache Nährstoffaufnahme

  • trotz Dünger: Mängel



Ein moderater Wurzelschnitt kann hier helfen, das Wurzelsystem zu „verjüngen“ und die Pflanze wieder in einen aktiven Wachstumsmodus zu versetzen.


Illustration einer Milbe in Nahaufnahme – Cannabis und Breitmilben im Detail unter dem Mikroskop.
Foto von Lê Tit auf Unsplash

Mutterpflanzen langfristig gesund halten

Mutterpflanzen stehen oft monatelang oder jahrelang im selben Topf. Ohne Wurzelschnitt würde das Substrat verdichten, das Wurzelwerk altern und die Pflanze langsam an Vitalität verlieren.


In diesem Kontext ist Wurzelschnitt kein Notfall-Tool, sondern Teil der Pflege:


  • alle 2–4 Monate

  • kombiniert mit frischem Substrat

  • moderater Rückschnitt oberirdisch



So bleibt die Pflanze kompakt, vital und schnittfreudig.


Wann Wurzelschnitt absolut tabu ist

So wichtig wie das „Wann ja“ ist das „Wann nein“.


Kein Wurzelschnitt bei:


  • blühenden Pflanzen

  • kurz vor dem Stretch

  • stark geschwächten Pflanzen

  • Schädlings- oder Pilzbefall

  • Autoflowers



Besonders bei Autoflowering-Sorten kann selbst ein kleiner Wurzelschaden das Wachstum dauerhaft beeinträchtigen, da diese Pflanzen keine Zeit zur Regeneration haben.


Grower untersucht Pflanze mit Lupe – Cannabis und Breitmilben frühzeitig identifizieren und eindämmen.
Foto von Elsa Olofsson auf Unsplash

So wird Cannabis-Wurzelschnitt korrekt durchgeführt

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in Präzision, Hygiene und Nachsorge.


Die Pflanze wird vorsichtig aus dem Topf genommen. Ziel ist es, ausschließlich die äußeren, verholzten Wurzelbereiche zu kürzen – niemals den zentralen Wurzelballen aggressiv zu verletzen. In der Regel reicht es, 10–20 % der äußeren Wurzelmasse zu entfernen.


Wichtig:


  • saubere, scharfe Werkzeuge

  • keine reißenden Bewegungen

  • kein nasses Substrat

  • frisches, luftiges Medium



Nach dem Schnitt wird die Pflanze nicht sofort stark gedüngt. Stattdessen liegt der Fokus auf:


  • gleichmäßiger Feuchtigkeit

  • moderater Lichtintensität

  • stabiler Umgebung



Nach 5–10 Tagen sollte neues Wachstum sichtbar werden – ein Zeichen erfolgreicher Regeneration.


Wurzelschnitt vs. Umtopfen – die richtige Entscheidung


Was die Pflanze “fühlt”: Biologie dahinter (kurz, aber entscheidend)



Cannabis wächst über ein Gleichgewicht aus:


  • Wurzelmasse (Aufnahme von Wasser/Nährstoffen + Hormon-Signale)

  • Blattmasse (Photosynthese + Verdunstung)



Umtopfen ist für die Pflanze eine positive Botschaft: „Mehr Platz, mehr Sauerstoff, mehr Puffer.“

Die Pflanze kann neue Feinwurzeln bilden, ohne dass Du ihr aktiv Kapazität wegnimmst.


Wurzelschnitt ist eine Stressbotschaft: „Dir wurde ein Teil deines Versorgungssystems abgeschnitten.“

Die Pflanze muss erstmal reparieren, Feinwurzeln neu bilden und das Blattwerk “durchhalten”.


Deshalb ist Umtopfen in fast allen Standard-Grows die bessere Default-Entscheidung.



2) Umtopfen: Warum das in 80–90% der Fälle gewinnt



Umtopfen ist das risikoärmste Mittel gegen Rootbound/Topf-Limit.

Du gibst der Pflanze:


  • mehr Substratvolumen → mehr Wasserpuffer

  • mehr Luftporen (bei gutem Mix) → bessere Sauerstoffversorgung

  • mehr Nährstoffpuffer (besonders in Erde) → stabileres Wachstum



Was in der Praxis passiert:

Die Wurzeln “besiedeln” den neuen Raum und bilden massenhaft Feinwurzeln. Genau diese Feinwurzeln sind das, was Du eigentlich willst – nicht fette, verholzte Wurzelringe.


Vorteile:


  • kaum Risiko, wenn Du sauber arbeitest

  • schnellere Erholung als nach Wurzelschnitt

  • viel besser für Anfänger und für Autoflowers

  • besser planbar: Wachstumsschub nach 3–10 Tagen ist typisch



Typische Fehler beim Umtopfen (die es kaputt machen):


  • zu großer Sprung (z.B. 1L → 25L) und dann zu nass gegossen → Sauerstoffmangel

  • zu dichtes Substrat → verdichtet, Wurzeln stagnieren

  • direkt nach dem Umtopfen volle Düngung wie vorher → unnötiger Stress

  • Wurzelballen komplett auseinanderreißen statt nur “setzen”



Wenn Du diese Fehler vermeidest, ist Umtopfen fast immer der “Profi”-Move.


3) Wurzelschnitt: Wann er Sinn macht (und warum er gefährlicher ist)



Wurzelschnitt ist kein Upgrade – es ist eine Kontrolltechnik. Er macht Sinn, wenn Du nicht umtopfen kannst oder nicht umtopfen willst.


Gute Anwendungsfälle:


  1. Mutterpflanzen, die dauerhaft im selben Topf bleiben sollen

    → Du hältst die Pflanze jung, kompakt und “schnittbereit”.

  2. Platzlimit / Stealth / Bonsai-Style

    → Du willst eine Pflanze bewusst klein halten, ohne sie zu killen.

  3. Starkes Rootbound, wenn Umtopfen allein nicht reicht

    → z.B. extrem verfilzte Außenwurzeln, die sich nur noch im Kreis drehen.

  4. Substrat-Reset bei alten Töpfen

    → Außenbereich ab, frisches, luftiges Medium dran.



Warum das riskanter ist:

Du entfernst aktiv Aufnahmefläche. Wenn Du danach weiter gießt wie vorher, ist die Gefahr groß, dass Du:


  • entweder zu trocken fährst (weil die Pflanze Wasserstress hat)

  • oder zu nass (weil weniger Wurzelmasse weniger Wasser ziehen kann → Sauerstoffmangel/Fäulnis)



Wurzelschnitt ist also ein Timing- und Pflege-Test.

Er funktioniert – aber nur, wenn Du wirklich sauber bist.


4) Der wichtigste Entscheidungsbaum (so triffst Du’s in 30 Sekunden richtig)



Wähle Umtopfen, wenn …


  • Du Platz hast (größerer Topf möglich)

  • die Pflanze nicht ewig im gleichen Topf bleiben soll

  • Du Autoflowers growst

  • Du in der Blüte bist oder bald in die Blüte gehst

  • Du Stress minimieren willst



Wähle Wurzelschnitt, wenn …


  • Du eine Mutterpflanze langfristig hältst

  • Du bewusst in einem Topf bleiben musst

  • Du Rootbound so stark hast, dass nur “mehr Topf” nicht reicht

  • Du genug Erfahrung hast, das Gieß-/Klima-Fenster sauber zu managen


5) Timing: Wann es “geht” und wann es Dich killt



Umtopfen


  • ideal: Wachstumsphase

  • okay: sehr frühe Vorblüte/Stretch (bei Photos), wenn vorsichtig

  • schlecht: späte Blüte (unnötiger Stress, kaum Nutzen)



Wurzelschnitt


  • ideal: Wachstumsphase, wenn die Pflanze stabil ist

  • sehr schlecht: Blüte

  • heikel: kurz vor Umstellung auf 12/12 (Stress + Stretch = Risiko)

  • fast immer ungeeignet: Autoflowers (zu wenig Regenerationszeit)



6) Ergebnis: Was bringt Dir langfristig mehr Qualität/Ertrag?



Wenn Dein Ziel maximale Performance ist (Ertrag, Vitalität, Terpene):


  • Umtopfen bringt fast immer den besseren ROI.

  • Wurzelschnitt bringt Dir vor allem Kontrolle, nicht zwingend mehr Ertrag.



Wurzelschnitt ist dann “wertvoll”, wenn Dein Ziel Stabilität im Dauerbetrieb ist:


  • Mutterpflanze bleibt jahrelang im gleichen Setup

  • gleichmäßige Stecklingsqualität

  • kompakte Struktur, wenig Überwuchs


7) Praxis-Check: So erkennst Du, was Deine Pflanze braucht



Hinweis auf “Umtopfen”:


  • Topf trocknet sehr schnell aus

  • Wachstum wird langsamer, obwohl Klima/Düngung passt

  • Pflanze wirkt “durstig”, obwohl Du gießt

  • Wurzeln kommen unten raus, aber sind noch nicht komplett verfilzt



Hinweis auf “Wurzelschnitt” (oder Kombi):


  • Wurzeln sind ein harter Ring, stark spiralförmig

  • du kannst den Ballen rausziehen und er hält wie ein Ziegel

  • trotz Umtopfen bleiben Wurzeln außen dominant und bilden wenig Feinwurzel in die neue Erde

  • du hast eine Mutterpflanze, die schon “alt” und träge wirkt



FAQ

Kann man Cannabiswurzeln ohne Schaden schneiden?

Ja, wenn es gezielt, moderat und zum richtigen Zeitpunkt erfolgt.

Wie oft darf man Wurzeln beschneiden?

Bei Mutterpflanzen alle 2–4 Monate, bei normalen Pflanzen meist nur einmal – wenn überhaupt.

Ist Wurzelschnitt besser als Umtopfen?

Nein. Umtopfen ist in 80 % der Fälle die bessere Lösung.

Erhöht Wurzelschnitt den Ertrag?

Indirekt – durch bessere Nährstoffaufnahme, nicht durch den Schnitt selbst.

Disclaimer

Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und möchte niemanden zum Konsum von CBD oder ähnlichen Produkten verleiten. Unsere Produkte sind ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke gedacht. Informiere dich vor dem Kauf stets über die aktuelle Gesetzeslage in deinem Land.

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