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Mikroskopaufnahme einer Breitmilbe auf Cannabispflanze – Cannabis und Breitmilben als unsichtbare Schädlinge im Grow

Cannabis & Breitmilben – Unsichtbare Feinde unter dem Mikroskop

Geschrieben von: Katharina

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Lesezeit 4 min

Kaum ein Schädling sorgt bei Pflanzenfreunden für so viel Frust wie die Breitmilbe (Polyphagotarsonemus latus).

Sie ist winzig – nur etwa 0,1–0,2 mm groß – und mit bloßem Auge kaum sichtbar.

Doch ihre Wirkung ist enorm: Innerhalb weniger Tage kann sie ganze Triebe verkrüppeln, das Wachstum stoppen und die Blüte massiv beeinträchtigen.


Breitmilben sind nicht auf Cannabis spezialisiert – sie befallen auch Paprika, Tomaten, Gurken oder Zierpflanzen.

Doch in Cannabis- und Nutzhanfkulturen sorgen sie für besonders starke Schäden, weil die Pflanzen sehr empfindlich auf Zellverletzungen reagieren.

Key Takeaways:


  • Breitmilben sind mikroskopisch kleine, hochinvasive Pflanzenschädlinge.

  • Sie zerstören Zellen durch toxische Speichelsekrete.

  • Cannabis ist besonders anfällig wegen weicher Triebstruktur.

  • Biologische Gegenmaßnahmen (Raubmilben, Neem, Mikroorganismen) sind am effektivsten.

  • Prävention & Hygiene sind die beste Verteidigung.



Inhaltsverzeichnis

Was sind Cannabis Breitmilben?

Breitmilben gehören zur Familie der Tarsonemidae, einer Gruppe mikroskopisch kleiner Pflanzenparasiten.

Sie leben an den jüngsten Pflanzenteilen – also dort, wo Zellen besonders saftig und weich sind.



Morphologie



  • Größe: 0,1–0,2 mm (etwa halb so groß wie Spinnmilben).

  • Farbe: durchsichtig bis gelblich.

  • Form: eiförmig, gedrungen, mit verkürzten Beinen.

  • Eier: oval, glänzend, mit winzigen Punkten auf der Schale.



Unter dem Mikroskop sehen sie harmlos aus – aber ihr Mundwerkzeug funktioniert wie eine Mini-Injektionsnadel:

Sie stechen Pflanzenzellen an und injizieren dabei toxische Speichelflüssigkeit, die das Zellwachstum stoppt.


Diese Kombination aus mechanischer Verletzung und Giftwirkung macht sie so gefährlich.


Lebenszyklus und Vermehrung

Der Lebenszyklus einer Breitmilbe ist extrem kurz – bei idealen Bedingungen (25–28 °C, hohe Luftfeuchtigkeit) dauert er nur 5–7 Tage.


Phasen:


  1. Ei

  2. Larve

  3. Nymphe

  4. Adulte Milbe



Ein Weibchen legt bis zu 80 Eier ab, meist auf der Unterseite junger Blätter oder in frischen Triebspitzen.

Nach wenigen Tagen schlüpfen Larven, die sofort mit dem Saugen beginnen.


Das Problem:

Breitmilben sind unsichtbar und lautlos, und ihre Schäden zeigen sich erst nach Tagen – wenn die Population schon massiv ist.


Ihre bevorzugte Umgebung:


  • Hohe Luftfeuchtigkeit (60–80 %)

  • Warme Temperaturen (20–30 °C)

  • Dichtes Blattwerk / wenig Luftzirkulation



Darum treten sie oft in geschlossenen oder schlecht belüfteten Anbauräumen, Gewächshäusern oder Laboren auf.


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Symptome – so erkennst Du Breitmilben an Cannabis

Breitmilben sind winzig, doch ihre Spuren sind deutlich sichtbar.

Typische Anzeichen:



Frühe Symptome



  • Verformte, eingerollte Blätter – besonders an jungen Trieben.

  • Glänzende Blattoberfläche durch zerstörte Epidermis.

  • Verzögertes Wachstum, Stauchung des Haupttriebs.




Fortgeschrittene Symptome



  • Verklebte Spitzen, die nicht mehr „aufgehen“.

  • Blätter wirken verbrannt oder wachsig.

  • Blüten deformieren sich, bleiben klein und glasig.

  • Keine sichtbaren Netze (wie bei Spinnmilben!) → klarer Unterschied.



Unter dem Mikroskop sieht man winzige Punkte und Eier auf den Blattunterseiten.

Mit bloßem Auge erkennt man nur die Folgeschäden – die Pflanze wirkt „verkrüppelt“ oder stagniert plötzlich.


Illustration einer Milbe in Nahaufnahme – Cannabis und Breitmilben im Detail unter dem Mikroskop.
Foto von Lê Tit auf Unsplash

Biologische Wirkung auf die Pflanze

Wenn Breitmilben Zellen ansaugen, passiert Folgendes:


  1. Zellstruktur kollabiert.

  2. Pflanzenhormone (Auxine & Cytokinine) geraten aus dem Gleichgewicht.

  3. Neues Gewebe deformiert sich.



Die Pflanze reagiert mit Stresssymptomen:


  • Sie produziert mehr Abwehrstoffe (z. B. Phenole).

  • Photosyntheseleistung sinkt drastisch.

  • In der Blütephase wird die Harzbildung gehemmt.



In der Forschung (u. a. Zhang et al., Experimental & Applied Acarology, 2020) wurde nachgewiesen, dass Breitmilben Pflanzen so stark schädigen, dass sekundäre Pflanzenstoffe (u. a. Terpene, Cannabinoide) messbar reduziert sind.

Warum Cannabis besonders anfällig ist

Cannabis besitzt weiche, nährstoffreiche Triebspitzen mit hoher Zelldichte – ein Paradies für Breitmilben.

Zudem produziert die Pflanze ätherische Öle, die Milben sogar anziehen können.


Während andere Pflanzen bei Befall Blätter abwerfen oder verholzen, versucht Cannabis weiterzuwachsen – und „füttert“ dadurch die Milbenpopulation.


Besonders CBD- oder THC-arme Nutzhanfsorten mit dünner Kutikula (Blattoberfläche) gelten als empfindlicher.

Grower untersucht Pflanze mit Lupe – Cannabis und Breitmilben frühzeitig identifizieren und eindämmen.
Foto von Elsa Olofsson auf Unsplash

Verbreitungswege

Breitmilben reisen heimlich:


  • Über neue Pflanzen oder Stecklinge

  • Über Kleidung, Hände, Werkzeuge

  • Über Windzug oder Luftströmungen

  • In organischem Substrat oder Erde



Sie sind extrem robust: Selbst ohne Nahrung überleben sie mehrere Tage.

Darum ist Hygiene in Laboren oder Gewächshäusern entscheidend.


Vergleichstabelle: Breitmilben vs. Spinnmilben

Merkmal Breitmilbe Spinnmilbe
Größe 0,1–0,2 mm 0,4–0,6 mm
Farbe transparent, gelblich rötlich, grünlich
Sichtbarkeit nur unter Lupe oft mit bloßem Auge
Netze keine feine Spinnfäden sichtbar
Standort junge Triebe, Spitzen Blattunterseiten
Schadbild Verkrüppelung, Glanz, Wachsfilm gelbe Punkte, Netze, Blattfall
Geschwindigkeit extrem schnell moderat
Bekämpfung schwierig einfacher durch Sprühmittel

Forschung: Biologische Schädlingskontrolle

Chemische Insektizide wirken bei Breitmilben kaum, weil sie sich in geschützten Geweben aufhalten.

Deshalb konzentriert sich moderne Forschung auf biologische Gegenspieler und ökologische Lösungen.



a) Raubmilben (

Neoseiulus cucumeris

Amblyseius swirskii

)



Diese mikroskopisch kleinen Nützlinge ernähren sich von Breitmilben und deren Eiern.

In Gewächshäusern gelten sie als wichtigste biologische Waffe.



b) Neemöl & pflanzliche Extrakte



Extrakte aus Neem, Rosmarin oder Zitronengras wirken repellent und können Milbenpopulationen bremsen.

Sie verändern die Hormonbalance der Milben, ohne die Pflanze zu schädigen.



c) Mikroorganismen



Bakterien (z. B. Bacillus thuringiensis) und Pilze (Beauveria bassiana) werden erforscht, um Milben gezielt biologisch zu bekämpfen.

Sie infizieren die Schädlinge, ohne andere Organismen zu gefährden.


Wissenschaftliche Perspektive & Bedeutung

In der Agrarforschung werden Breitmilben zunehmend als ökologischer Marker genutzt:

Ihr Auftreten zeigt ein Ungleichgewicht im Mikroklima an – zu feucht, zu warm, zu wenig Luftbewegung.


Zudem dienen sie in Laboren als Modellorganismus, um zu untersuchen, wie Pflanzen auf Stress reagieren.

Gerade im Cannabissektor ist das spannend, weil Breitmilben indirekt Aufschluss über die Widerstandskraft verschiedener Genotypen geben.


Langfristig könnte das helfen, resistentere Sorten zu züchten.


FAQ

Wie erkenne ich Breitmilben an Cannabis?

An deformierten, eingerollten, glänzenden Blättern und verklebten Spitzen – kein Spinnennetz sichtbar.

Sind Breitmilben mit bloßem Auge sichtbar?

Nein, sie sind winzig (0,1 mm). Nur mit Lupe oder Mikroskop sichtbar.

Wie entstehen sie?

Durch eingeschleppte Pflanzen, zu hohe Luftfeuchtigkeit oder schlechte Luftzirkulation.

Kann man sie natürlich bekämpfen?

Ja, etwa durch Raubmilben (Amblyseius swirskii), Neemöl oder mikrobiologische Präparate.

Disclaimer

Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und möchte niemanden zum Konsum von CBD oder ähnlichen Produkten verleiten. Unsere Produkte sind ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke gedacht. Informiere dich vor dem Kauf stets über die aktuelle Gesetzeslage in deinem Land.

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