Die Ernte eigener Cannabissamen ist für viele Grower ein besonderer Moment: Sie garantiert genetische Kontrolle, langfristige Selbstversorgung und die Möglichkeit, eigene Linien zu stabilisieren. Doch damit Samen wirklich keimfähig, gesund und lagerstabil sind, braucht es präzises Timing, ein gutes Verständnis der Pflanzenbiologie und saubere Arbeitsweise.
Dieser Guide zeigt Dir Schritt für Schritt, wann Cannabissamen reif sind, wie Du sie richtig erntest, reinigst, trocknest und lagerst – und welche Fehler Du unbedingt vermeiden musst.
Nicht jeder Samen, den Du in einem Bud findest, ist keimfähig. Die Reife ist entscheidend. Darauf musst Du achten:
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Farbe & Muster
Reife Samen haben:
eine braune, grau-schwarze oder dunkel marmorierte Oberfläche
Tiger-/Leopardenmuster oder dunkle Sprenkel
eine harte Schale ohne weiche Stellen
Unreife Samen sind:
hellgrün, beige oder weiß
weich, dünnwandig und leicht zu zerdrücken
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Härte & Widerstand
Ein leichter Druck zwischen Daumen und Zeigefinger genügt. Bricht der Samen → unreif. Bleibt er stabil → bereit.
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Abwurfverhalten
Reife Samen lösen sich leicht aus den Kalyxen. Unreife bleiben fest sitzen.
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Zeitliche Orientierung
Reguläre Befruchtung: 4–6 Wochen nach Bestäubung
Autoflowers: tendenziell etwas schneller
Sativas: manchmal 6–8 Wochen Reifezeit
Damit ein Cannabissamen überhaupt entstehen kann, muss die Pflanze einen vollständigen Fortpflanzungsprozess durchlaufen. Viele Grower kennen zwar den Begriff „Bestäubung“, aber nur wenige verstehen, was biologisch wirklich passiert – und warum der Zeitpunkt, die Pollenqualität und die Pflanzenwahl so entscheidend sind.
Hier kommt die vollständige, praxisnahe Erklärung, wie ein Cannabissamen entsteht:
1. Die Geschlechter der Cannabispflanze
Cannabis ist eine zweihäusige Pflanze – bedeutet:
Männliche Pflanzen produzieren Pollen.
Weibliche Pflanzen bilden Blüten, in denen später Samen entstehen.
Nur wenn beide Geschlechter interagieren, kann ein Samen entstehen.
(Ausnahme: feminisierte Selbstbestäubung – dazu gleich mehr.)
Männliche Blüten:
bilden Pollen-Säcke (wie kleine gelbliche „Bananen“)
öffnen sich → geben Pollen frei
sterben relativ schnell nach der Pollenabgabe
Weibliche Blüten:
bilden Kalyxen (kleine „Samenkammern“)
haben weiße Stigmen (Pistillen), die Pollen „auffangen“
entwickeln Harz (Trichome), aber bei Samenproduktion deutlich weniger
2. Bestäubung: Der Moment, in dem Leben beginnt
Der wichtigste Moment im gesamten Prozess:
👉 Pollen muss auf die Stigmen einer weiblichen Blüte treffen.
Das passiert entweder:
natürlich (Wind verstreut Pollen)
kontrolliert (Grower schütteln männliche Pflanze über die weibliche)
künstlich (feminisiert: Kolloidal-Silber oder STS erzeugt Pollen an weiblicher Pflanze)
Was passiert biologisch?
Sobald der Pollen ein Stigma berührt:
Der Pollen hydratisiert – er nimmt Feuchtigkeit der weiblichen Blüte auf.
Er bildet einen Pollenschlauch, der in die Kalyx hineinwächst.
Über diesen Schlauch wandern die männlichen DNA-Zellen in die Samenanlage.
Die Befruchtung findet statt.
Das ist der exakte Moment, an dem ein neuer Genmix entsteht – die genetische Kombination beider Eltern.
3. Entwicklung im Inneren der Kalyx – die „Schwangerschaft“ der Pflanze
Nach der Befruchtung beginnt die weibliche Pflanze, Energie umzuleiten:
Im Inneren der Kalyx passiert Folgendes:
Woche 1–2:
Woche 3–4:
Woche 5–6:
Der Samen nimmt seine endgültige Größe an.
Die Schale färbt sich braun, schwarz oder gesprenkelt.
Er löst sich langsam aus der Kalyx.
Woche 7+:
4. Feminisiert vs. regulär – wie unterscheiden sich die Samen?
✔ Reguläre Samen
→ Männliche Pflanze bestäubt weibliche Pflanze
→ Ergebnis: 50 % männlich, 50 % weiblich
✔ Feminisiert
→ Weibliche Pflanze wird durch Silberlösung oder STS zur Pollenproduktion gezwungen
→ Pollen enthalten nur XX-Chromosomen
→ Resultat: nahezu 100 % weibliche Samen
Für Homegrower sind feminisierte Samen meist praktischer – aber reguläre sind stabiler für langfristige Zucht.
5. Der Samen fällt ab – die natürliche Vollendung
Sobald der Samen vollständig ausgehärtet ist, löst er sich in der Natur ab und fällt zu Boden.
In kontrollierten Grow-Umgebungen erntet der Züchter ihn vorher – wichtig, um Schimmel, Insekten oder Umweltstress zu vermeiden.
Jetzt ist der Samen biologisch vollständig und bereit für:
Trocknung
Lagerung
Keimung
Weiterzucht
Feuchtigkeit ist die Todesursache Nr. 1 von Cannabis-Saatgut.
Ab 12–14 % Feuchte:
→ Risiko für Schimmel
→ Enzymprozesse starten
→ Keimruhe bricht auf → Samen „verbraucht sich“
Unter 10 % Feuchte:
→ stabil
→ lange haltbar
→ sicher gegen Mikroben
→ ideal fürs Einfrieren
Verwende Silica-Gel Trockenbeutel und wechsle sie alle 6–12 Monate aus.
Schritt 1 – Pflanzen komplett trocknen lassen
Viele Grower lassen die Samenspflanze länger stehen als blühende Pflanzen, damit wirklich jeder Samen ausreifen kann.
Faustregel:
👉 5–10 Tage nach Sichtbarkeit der ersten dunklen, harten Samen warten.
Schritt 2 – Kalyxen vorsichtig öffnen
Verwende:
Pinzette
Handschuhe
saubere Unterlage
Kalyx leicht öffnen und die Samen herausdrücken oder herausfallen lassen.
Schritt 3 – Samen sammeln
Nutze eine Schale, ein Sieb oder Papier, um Samen sauber aufzufangen.
Wichtig: Pflanzenteile, Härchen und Staub gleich aussortieren.
Keimfähigkeit hängt zu 70 % vom Trocknen ab.
Idealbedingungen:
Vermeide:
❌ direkte Sonne
❌ Heizung oder Föhn
❌ zu langes Trocknen (Samen verlieren Vitalität)
Du kannst Samen auf:
Backpapier
feinem Sieb
-
Teller
trocknen lassen.
Täglich sanft bewegen, damit Schimmel keine Chance hat.
Samen können unter perfekten Bedingungen 5 Jahre+ überstehen.
Perfekte Lagerparameter:
Temperatur: 6–10 °C
Luftfeuchtigkeit: <20 %
Licht: komplett dunkel
Luftkontakt: minimal
Bestes Setup:
Achtung:
Jedes Öffnen lässt Feuchtigkeit ein – besser Dosen portionieren.
Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und möchte niemanden zum Konsum von CBD oder ähnlichen Produkten verleiten. Unsere Produkte sind ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke gedacht. Informiere dich vor dem Kauf stets über die aktuelle Gesetzeslage in deinem Land.