Viele kennen den Begriff aus der Küche oder vom Wein – doch auch Cannabis kann fermentieren.
Dabei geht es nicht ums Verderben, sondern um kontrollierte biochemische Reifung: Zucker, Chlorophyll und Zellproteine werden abgebaut, sekundäre Pflanzenstoffe umgewandelt.
Diese Prozesse verbessern Geschmack, Geruch und Haltbarkeit – ein Effekt, den man aus der Tabak- oder Teeverarbeitung kennt.
In der Cannabisforschung gewinnt Fermentation zunehmend Bedeutung:
Sie verändert nicht nur sensorische Eigenschaften, sondern auch das Cannabinoidprofil und die pharmakologische Wirkung.
Key Takeaways:
Fermentation ist biochemische Reifung, kein Trocknungsprozess.
Enzyme & Mikroorganismen bauen Chlorophyll und Bitterstoffe ab.
Ergebnis: mildere, aromatischere und haltbarere Produkte.
Wissenschaftlich relevant für Cannabinoid-Stabilität & Aromadesign.
Nachhaltige, chemiefreie Veredelung mit Zukunftspotenzial.
Unter Fermentation versteht man den mikrobiellen und enzymatischen Abbau organischer Verbindungen unter Ausschluss von Sauerstoff.
Im Fall von Cannabis handelt es sich um eine aerob-anaerobe Zwischenform, bei der natürliche Enzyme aus der Pflanze selbst und Mikroorganismen auf der Blatt- und Blütenoberfläche Stoffe umwandeln.
Das Ziel:
Abbau von Chlorophyll (reduziert den „grünen“ Geschmack)
Chlorophyll zerfällt in Phäophytin und Phytol – das reduziert Bitterkeit und Grünaroma.
Zucker- und Proteinabbau:
Mikroorganismen wandeln Zucker und Aminosäuren in Aldehyde und Ester um – die Grundbausteine von Cannabisduft.
Oxidation von Terpenen:
Monoterpene werden zu Sesquiterpenen und Terpenoiden – die Düfte werden komplexer.
Stabilisierung der Cannabinoide:
THCA wandelt sich langsam in THC, CBN oder Δ⁸-THC um – je nach Bedingungen.
Studien (z. B. Hanuš et al., 2021, Journal of Cannabis Research) zeigen, dass sich das Cannabinoidprofil in fermentierten Proben deutlich verändert:
Der THC-Gehalt sinkt leicht, während CBN- und oxidierte Derivate steigen – das erklärt den „weicheren“, weniger scharfen Effekt.
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Warum Cannabis überhaupt fermentieren?
Die Pflanze produziert während ihres Wachstums viele sekundäre Stoffe, die für Insektenabwehr und UV-Schutz dienen, aber nicht unbedingt angenehm schmecken.
Fermentation sorgt dafür, dass diese Abwehrstoffe abgebaut oder umgewandelt werden.
Natürliche Mikroflora auf Cannabisblättern besteht aus Hefen, Milchsäurebakterien und Schimmelpilzen (z. B. Aspergillus, Penicillium).
Nicht alle davon sind erwünscht, aber bestimmte Arten sind biochemisch nützlich – sie zerlegen Zellwände und wandeln Zucker in organische Säuren.
Zentrale Enzyme:
Chlorophyllase: baut Chlorophyll ab
Polyphenoloxidase: oxidiert Phenole zu aromatischen Pigmenten
Lipoxygenase: erzeugt Terpenoide & Ester
In der Forschung wird zunehmend mit kontrollierten Fermentern gearbeitet, um unerwünschte Schimmelbildung zu vermeiden und nur gewünschte Mikroben zu aktivieren.
Temperatur, Zeit & Feuchtigkeit – die Steuerfaktoren
Die drei entscheidenden Parameter sind:
Temperatur: beeinflusst Enzymaktivität; ideal zwischen 20 – 30 °C.
Luftfeuchtigkeit: 55 – 65 % fördert Mikroaktivität, ohne Schimmelrisiko.
Zeit: von Tagen bis Wochen, je nach gewünschtem Aromaprofil.
Ziel ist ein langsamer, gleichmäßiger Umbau, bei dem weder Austrocknung noch Fäulnis entsteht – ein Balanceakt zwischen Biologie und Chemie.
Das führt nicht zu Wirkungsverlust, sondern zu Verschiebungen im Wirkungsspektrum – ähnlich wie beim Reifen von Whisky oder Käse, wo sich Geschmack und Effekt harmonisieren.
Einfluss auf Aroma & Geschmack
Terpene sind flüchtig – aber während Fermentation entstehen neue Terpenoide durch Oxidation und Reaktion mit Zucker.
Beispiel:
Limonen → Limonenoxid (zitrisch-mild)
Myrcen → Menthenon (würzig, süßlich)
β-Caryophyllen → Caryophyllenoxid (sanfter, weniger scharf)
Das erklärt, warum fermentiertes Cannabis oft süßlicher, weniger krautig und aromatisch komplexer wirkt.
Forschung zur Lichtdurchdringung
In einer Studie der University of Guelph (2021) wurde untersucht, wie Lichtintensität und Entlaubung zusammenwirken.
Ergebnis: Entlaubte Pflanzen hatten bis zu 40 % mehr Lichtdurchdringung im mittleren Blattbereich und entwickelten homogenere Blütenstrukturen.
Allerdings stieg auch die Verdunstungsrate – was zeigt, dass Lichtoptimierung immer im Kontext von Wasserhaushalt und Nährstoffzufuhr gesehen werden muss.
Tabelle – Veränderungen durch Fermentation
Eigenschaft
Vorher (roh)
Nachher (fermentiert)
Farbe
leuchtend grün
oliv bis goldbraun
Geruch
grasig, chlorophylllastig
süßlich, würzig, aromatisch
Geschmack
bitter, kratzig
mild, vollmundig
Wirkprofil
aktivierend, scharf
ausgeglichener, entspannter
Haltbarkeit
begrenzt
deutlich verbessert
Forschung & Zukunft
Fermentiertes Cannabis könnte bald ein eigenes Forschungsfeld werden – ähnlich wie fermentierter Tee (Pu-Erh).
Kanadische und israelische Labore untersuchen, wie gezielte Mikrobiota-Steuerung Cannabinoidprofile und Geschmack verbessern kann.
Auch in der CBD-Industrie ist Fermentation interessant: Sie reduziert Chlorophyll in Extrakten, was reinere Öle und stabilere Farben ergibt.
Einige Start-ups experimentieren sogar mit biotechnologisch gesteuerter Fermentation, um Terpene nachzuahmen oder neue zu erschaffen – eine Art „postbiotisches Aroma-Design“.
FAQ
Was passiert beim Fermentieren von Cannabis?
Zucker, Chlorophyll und Proteine werden durch Enzyme und Mikroben umgewandelt – Geschmack, Geruch und Wirkung verändern sich.
Ist Fermentation dasselbe wie Trocknen?
Nein. Trocknen entzieht Wasser, Fermentation verändert chemisch die Zusammensetzung.
Verändert Fermentation den THC-Gehalt?
Leicht – ein kleiner Teil oxidiert zu CBN, wodurch das Produkt sanfter wirkt.
Warum ist fermentiertes Cannabis milder?
Weil Chlorophyll, Bitterstoffe und Säuren abgebaut werden, die sonst Reizungen verursachen.
Disclaimer
Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und möchte niemanden zum Konsum von CBD oder ähnlichen Produkten verleiten. Unsere Produkte sind ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke gedacht. Informiere dich vor dem Kauf stets über die aktuelle Gesetzeslage in deinem Land.